postmoderne ohne ende
werteverfall - 9. März, 20:33
artikel in der Zeit der zwei bücher zur postmoderne vorstellt:
Robert Kurz: Die Welt als Wille und Design Postmoderne, Lifestyle-Linke und die Ästhetisierung der Krise; Edition Tiamat, Berlin 1999
Zygmunt Bauman: Unbehagen in der Postmoderne; Hamburger Edition, Hamburg 1999
"Schon immer ging es bei den Debatten um die Postmoderne um die Frage, ob sie mehr sei als ein Behelfsbegriff, der das Nebeneinander vieler Stile fassen soll. Ihre Ursache hat die Pluralisierung der Ausdrucksformen in einer zunehmend diffundierten Wahrnehmung von Wirklichkeit, die zu einer Infragestellung des Subjekts als der zentralen Instanz des Bewußtseins führt. Mehr als die provisorische Bezeichnung dieses allgemeinen Zusammenhangs kann der Terminus Postmoderne kaum leisten. Gerade seine Vagheit aber sicherte ihm eine rasche Popularisierung. Jeder konnte mit dem Begriff hantieren, ohne erklären zu müssen, wie er zu verstehen sei: als ästhetisch-philosophisches Programm? Als Epochenbezeichnung? Oder gar als Definition einer Gesellschaftsformation?
Für Kurz ist die Postmoderne also nichts als ein gigantischer Verblendungszusammenhang, den es mit den Mitteln materialistischer Ideologiekritik zu entlarven gilt.
Gegen die traditionellen soziokulturellen Formationen der Moderne sticht die Postmoderne laut Bauman durch eine grundlegende Verunsicherung aller festen lebensweltlichen Strukturen ab. Sie stehe im Zeichen einer Umwertung der Werte: Das "Unbehagen in der Moderne" entstand durch den Zwang zum Triebverzicht, zur Hintanstellung des Bedürfnisses nach individueller Freiheit zugunsten zivilisatorischer Ordnung. In der Postmoderne habe sich dieses Verhältnis umgekehrt: Jetzt ist die individuelle Freiheit die maßgebliche Instanz, vor der sich jeder Anspruch auf Unterordnung des einzelnen unter staatliche oder gemeinschaftliche Zwänge zu verantworten habe.
Die dem postmodernen Individualismus-Ideal entsprechende Daseinsform ist die des Konsumenten, der den Grad seiner Freiheit an der Fähigkeit zur Steigerung seiner Konsumleistung mißt.
Während die traditionelle Moderne die Sicherheit über die Selbstbestimmung stellte und damit den Wunsch nach immer größerer Freiheit vorantrieb, erzeugt die verabsolutierte Freiheit der Postmoderne eine Sehnsucht nach der Re-Installierung von Sicherheit und Solidarität."
Robert Kurz: Die Welt als Wille und Design Postmoderne, Lifestyle-Linke und die Ästhetisierung der Krise; Edition Tiamat, Berlin 1999
Zygmunt Bauman: Unbehagen in der Postmoderne; Hamburger Edition, Hamburg 1999
"Schon immer ging es bei den Debatten um die Postmoderne um die Frage, ob sie mehr sei als ein Behelfsbegriff, der das Nebeneinander vieler Stile fassen soll. Ihre Ursache hat die Pluralisierung der Ausdrucksformen in einer zunehmend diffundierten Wahrnehmung von Wirklichkeit, die zu einer Infragestellung des Subjekts als der zentralen Instanz des Bewußtseins führt. Mehr als die provisorische Bezeichnung dieses allgemeinen Zusammenhangs kann der Terminus Postmoderne kaum leisten. Gerade seine Vagheit aber sicherte ihm eine rasche Popularisierung. Jeder konnte mit dem Begriff hantieren, ohne erklären zu müssen, wie er zu verstehen sei: als ästhetisch-philosophisches Programm? Als Epochenbezeichnung? Oder gar als Definition einer Gesellschaftsformation?
Für Kurz ist die Postmoderne also nichts als ein gigantischer Verblendungszusammenhang, den es mit den Mitteln materialistischer Ideologiekritik zu entlarven gilt.
Gegen die traditionellen soziokulturellen Formationen der Moderne sticht die Postmoderne laut Bauman durch eine grundlegende Verunsicherung aller festen lebensweltlichen Strukturen ab. Sie stehe im Zeichen einer Umwertung der Werte: Das "Unbehagen in der Moderne" entstand durch den Zwang zum Triebverzicht, zur Hintanstellung des Bedürfnisses nach individueller Freiheit zugunsten zivilisatorischer Ordnung. In der Postmoderne habe sich dieses Verhältnis umgekehrt: Jetzt ist die individuelle Freiheit die maßgebliche Instanz, vor der sich jeder Anspruch auf Unterordnung des einzelnen unter staatliche oder gemeinschaftliche Zwänge zu verantworten habe.
Die dem postmodernen Individualismus-Ideal entsprechende Daseinsform ist die des Konsumenten, der den Grad seiner Freiheit an der Fähigkeit zur Steigerung seiner Konsumleistung mißt.
Während die traditionelle Moderne die Sicherheit über die Selbstbestimmung stellte und damit den Wunsch nach immer größerer Freiheit vorantrieb, erzeugt die verabsolutierte Freiheit der Postmoderne eine Sehnsucht nach der Re-Installierung von Sicherheit und Solidarität."
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