definitionsfragen

Sonntag, 20. März 2005

Konsumismus

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Konsumismus (engl. consumerism: übersteigertes Konsumverhalten) ist ein seit den 70-er Jahren sich einbürgender Begriff, der u.a. von Pier Paolo Pasolini gebraucht wurde, um den übersteigerten Konsum in den westlichen Gesellschaften zu beschreiben. Pasolini formulierte die provokante These, dass der Konsumismus eine neue Form des Totalitarismus sei, weil er mit dem Anspruch einher geht, die Konsumideologie auf die gesamte Welt auszudehnen. Eine Folge ist die Zerstörung der Vielfalt von sozialen Lebensformen und die Einebnung der Kulturen in einer globalen konsumistischen Massenkultur, die die Freiheitsvorstellungen mit der Pflicht zum Konsumieren auflädt und die Menschen veranlasst, mit dem Gefühl von Freiheit die Konsumimperative zu erfüllen. Die entsprechenden Dispositionen, die eine innere Leere, Langeweile, Überdruss und chronische Depressivität im Akt des Kaufens oder Konsumierens kompensierbar machen, gehören zum Charakterbild des modernen Menschen. In der Kaufsucht finden die konsumorientierten Haltungen, Leidenschaften und Verhaltensweisen des konsumistischen Sozialcharakters eine deutliche Steigerung. So werden im Krankheitsbild der Kaufsucht die alltäglichen Züge des scheinbar normalen Konsumverhaltens besonders deutlich.

Der alltägliche Konsumismus läßt sich als die Tendenz vieler Menschen in den Konsumgesellschaften beschreiben, sich mit Produkten oder Dienstleistungen übermäßig zu identifizieren und ihr Selbstwertgefühl davon abhängig zu machen. Dabei werden besonders Produkte mit kommerziellem Markennamen und statushebenden Versprechungen vorgezogen. Insoweit der Konsumismusbegriff als abwertend wahrgenommen wird, lehnen ihn viele Betroffene ab und ziehen es vor, ihren Konsum mit rationalen Argumenten zu rechtfertigen; sie verwerfen die Idee, sie würden "gezwungen" zu konsumieren.

Die Menschen, die die Ideologie des Konsumismus bejahen, bewerten die gekauften oder konsumierten Produkte nicht als in sich wertvoll, sondern benutzen sie gezielt als gesellschaftliche Statussymbole und Signale, um sich mit gleichgesinnten Leute zu umgeben. Nur wenige Menschen würden so weit gehen zuzugestehen, dass ihre Beziehungen zu einem Produkt oder Markennamen als Ersatz für menschliche Beziehungen dienen, die in den modernen Gesellschaften oftmals reduziert oder funktionalisiert sind.



literatur:

Pier Paolo Pasolini, Freibeuterschriften. Die Zerstörung der Kultur des Einzelnen durch die Konsumgesellschaft, Berlin 1975.
Burkhard Bierhoff, Das Unbehagen im Konsumismus, in: Erich Fromm als Vordenker, hrsg. von Marko Ferst, Berlin 2002, S. 57-74.

Donnerstag, 17. März 2005

freizeitklassenkampf

dieser begriff bezieht sich auf die zukünftigen bewohner unserer städte. die ersten, die sich als dieser gruppe zugehörig outen, sind die insassen des big brother dorfes. menschen , denen nichts besseres einfällt als sich und dem interessierten zuschauer "das wahre leben" vorzuspielen, das ihnen die massenmedien seit ihrer geburt als realität verkauft haben. nun erfüllt sich ihr sehnlichster wunsch und sie sind die protagonisten ihrer eigenen daily soap und dürfen eingeteilt in "reiche", "normale" und "arme" den klassenkampf um die gunst der zuschauer führen.


Jetzt wird es lustig, jetzt kommen wir zu den Armen faz.net

4925 qm von stacheldraht umgeben, 100 kameras, 60 mikrophone

"Die Überwachung ist total. Von solchen Kontrollmöglichkeiten kann jede Dorfgemeinschaft im wirklichen Leben nur träumen. Vorbei ist's also mit der Gemütlichkeit. Willkommen in der Überwachungswelt von RTL 2 und Endemol.
'Big Brother wird immer mehr ein Abbild der Gesellschaft und kommt dem wahren Leben immer näher", verkündet Rainer Laux, der Produzent der Reality-Show.'
Für viele sei das Leben der Containerbewohner längst eine Ersatzfamilie.
'Das Dorf ist eine komprimierte Form, wie es in Deutschland tatsächlich aussieht'
Die Realität bei 'Big Brother' hat ihre Grenzen, und das ist auch richtig so. Sie zu finden, ist eine Gratwanderung. Und genauso riskant wie der Versuch, die Komplexität des wirklichen Lebens durch klischeehafte Vereinfachung zu reduzieren."



Das bessere Leben faz.net

"Was verpaßt ein Kandidat, der aus einfachsten Verhältnissen kommt, arbeitslos ist, kein Geld hat, keine Möglichkeiten, keine Fantasie, in den vielleicht zwei Jahren, die er im „Big Brother”-Haus verbringt? Er verbringt viele Stunden im Fernsehen statt vor dem Fernseher, er muß sich nicht darum sorgen, ob er die Miete bezahlen kann, er muß sich vielleicht sein Essen mit Arbeit verdienen, aber wenigstens kann er es sich verdienen. Die Produktion läßt ihn, um die Zuschauer zu unterhalten, Abenteuer erleben, die er sonst nie erlebt hätte.
...
Das Verstörende an 'Big Brother' ist, daß die Sendung für einen bestimmten Typ von Menschen vor allem vom immer breiter werdenden Rand der Gesellschaft zu einer echten Alternative zum selbstbestimmten Leben wird. Sie entscheiden sich nicht aus Dummheit für eine erhebliche Zeit im 'Big Brother'-Dorf, sondern weil sie dort im Vergleich zu ihrem eigentlichen Leben scheinbar nur gewinnen können - und zwar nicht nur Geld."



Die Armen sind die Avantgarde faz.net

"Während die Unterschicht gesellschaftlich, politisch, ökonomisch immer unsichtbarer wurde und langsam verschwand, war sie ästhetisch immer vorhanden, wurde sie in den letzten Jahren sogar noch präsenter, wird sie das nächste Jahrzehnt bestimmen. Nicht nur durch das, was Harald Schmidt 'Unterschichtenfernsehen' nannte. Sondern durch Bildwelten, Sprachveränderungen, Mediennutzung, Körperkult, Zeitvertreib. Durch eine kulturelle Praxis, die das vorwegnimmt, was die Gesellschaft in ein paar Jahren bewegen wird.
...
Wenn man davon ausgeht, daß in der bürgerlichen Kultur die Zeit gefaßt wird, gerafft, gebündelt, dann geht es in der unterbürgerlichen Kultur geradezu darum, die Zeit zu vernichten.
...
Das wichtigste Feld der kulturellen Selbstdefinition dieser Schicht ... ist ganz klar das Shopping."

Schau an, schalt ab spiegel online

"Wenn von 26.000 Kandidaten 16 genommen werden, ist das noch nicht mal ein Promille, aber die Chance, vom Glück erwischt zu werden, ist immerhin größer als im Lotto. Und es macht in der Tat kaum einen Unterschied, ob der Kandidat X oder die Kandidatin Y sein bzw. ihr Leben im Reihenhaus oder im RTL-2-Dorf in Köln-Ossendorf verbringt. Hier wie dort werden sie von der gleichen Tristesse eingeholt, hier wie dort schlagen sie sich mit denselben Problemen rum..."

in vielen berichten werden auch vergleiche zum film Truman Show von 1998 gezogen.

Mittwoch, 9. März 2005

postmoderne ohne ende

artikel in der Zeit der zwei bücher zur postmoderne vorstellt:

Robert Kurz: Die Welt als Wille und Design Postmoderne, Lifestyle-Linke und die Ästhetisierung der Krise; Edition Tiamat, Berlin 1999

Zygmunt Bauman: Unbehagen in der Postmoderne; Hamburger Edition, Hamburg 1999

"Schon immer ging es bei den Debatten um die Postmoderne um die Frage, ob sie mehr sei als ein Behelfsbegriff, der das Nebeneinander vieler Stile fassen soll. Ihre Ursache hat die Pluralisierung der Ausdrucksformen in einer zunehmend diffundierten Wahrnehmung von Wirklichkeit, die zu einer Infragestellung des Subjekts als der zentralen Instanz des Bewußtseins führt. Mehr als die provisorische Bezeichnung dieses allgemeinen Zusammenhangs kann der Terminus Postmoderne kaum leisten. Gerade seine Vagheit aber sicherte ihm eine rasche Popularisierung. Jeder konnte mit dem Begriff hantieren, ohne erklären zu müssen, wie er zu verstehen sei: als ästhetisch-philosophisches Programm? Als Epochenbezeichnung? Oder gar als Definition einer Gesellschaftsformation?

Für Kurz ist die Postmoderne also nichts als ein gigantischer Verblendungszusammenhang, den es mit den Mitteln materialistischer Ideologiekritik zu entlarven gilt.

Gegen die traditionellen soziokulturellen Formationen der Moderne sticht die Postmoderne laut Bauman durch eine grundlegende Verunsicherung aller festen lebensweltlichen Strukturen ab. Sie stehe im Zeichen einer Umwertung der Werte: Das "Unbehagen in der Moderne" entstand durch den Zwang zum Triebverzicht, zur Hintanstellung des Bedürfnisses nach individueller Freiheit zugunsten zivilisatorischer Ordnung. In der Postmoderne habe sich dieses Verhältnis umgekehrt: Jetzt ist die individuelle Freiheit die maßgebliche Instanz, vor der sich jeder Anspruch auf Unterordnung des einzelnen unter staatliche oder gemeinschaftliche Zwänge zu verantworten habe.

Die dem postmodernen Individualismus-Ideal entsprechende Daseinsform ist die des Konsumenten, der den Grad seiner Freiheit an der Fähigkeit zur Steigerung seiner Konsumleistung mißt.


Während die traditionelle Moderne die Sicherheit über die Selbstbestimmung stellte und damit den Wunsch nach immer größerer Freiheit vorantrieb, erzeugt die verabsolutierte Freiheit der Postmoderne eine Sehnsucht nach der Re-Installierung von Sicherheit und Solidarität."

überwindung der postmoderne

freizeitklassenkampf für konsumismus? .................................... dieser diplomblog führt zu einem architekturdiplom und darüber hinaus. untersuchungsgebiet: Lasnamäe, Tallinn, Estland


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Freibeuterschriften
Die Zerstörung der Kultur des Einzelnen durch die Konsumgesellschaft Pier.. .
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